Veränderung heißt Chance
Digitalisierung: Weder ein Modewort noch ein schnell verblassender Trend – mittlerweile vielmehr das Synonym für ‚Zukunft‘. Das hinterlässt bei Mitarbeitenden oft Fragen und Skepsis. Denn wohin geht die Reise eigentlich? Inwiefern müssen wir uns alle den Herausforderungen der Industrie 4.0 stellen? Welche Chancen ergeben sich zum einen für uns als Unternehmen, aber noch viel wesentlicher – für unsere Mitarbeiter?
Im Gespräch mit Jürgen Jussel, Personalchef der Rhomberg Bau Gruppe.
Inwiefern sind Unternehmen heutzutage gefordert, sich der digitalen Transformation und dem daraus resultierenden Changemanagement zu stellen?
Zum einen gilt es, die technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Das Einlassen auf neue Geschäftsmodelle und eine gelebte Innovationskultur bilden dabei den Weg in die digitale Zukunft. Zum anderen sind es die Mitarbeiter, die dabei wesentlich sind: Sie müssen wissen, dass wir als Unternehmen einen klaren Fahrplan, sprich eine digitale Strategie verfolgen.
Mitarbeiter wollen und müssen mit auf die Reise genommen werden und verstehen, um was es geht. Das und die definierten Werte wie Wertschätzung, Vertrauen und Akzeptanz bilden den Sicherheitsanker, der für den Change enorm wichtig ist.
In einem nächsten Schritt steht neben dem Befähigen, der Erweiterung der digitalen Fähigkeiten des Mitarbeiters, die Möglichkeit des aktiven Mitgestaltens ganz klar im Vordergrund. Wer mitgestalten und Fragen stellen kann, darf und soll, baut automatisch Berührungsängste ab und öffnet sich neuen Themenfeldern. Gute Führungsarbeit, eine offene Kommunikationskultur sowie Vorbildwirkung sind dabei richtungsweisend.
Welche Chancen bietet die Digitalisierung aus Mitarbeitersicht?
Als Erstes fällt mir das aktive Mitgestalten ein: Keiner wird ins kalte Wasser geworfen und muss sofort schwimmen – viel mehr steckt eine Begleitung und ein Prozess dahinter, den ich als Mitarbeiter aktiv mitgestalten kann. Aktuell entwickeln wir eine Informations- und Kollaborationsplattform, die ganz stark auf das Mitarbeiter-Knowhow baut. Geformt zu einem abteilungsübergreifenden Expertenteam steuern sie ihr Wissen bei. Im Fokus steht die Frage: Wie werden welche Informationen sinnvoll aufbereitet, kombiniert und bereitgestellt, die tägliche Arbeit zu vereinfachen. Das schafft Akzeptanz in der späteren Anwendung. Oder nehmen wir die Wissensplattform brainTrain: Neben E-Learning- Modulen steht auch ein internes WIKI für den Wissenstransfer zur Verfügung. Das ermöglicht erstmals das Teilen und Vermehren von internem Wissen. Das gleiche gilt für die Anreicherung von externem Wissen: Durch das Vernetzen mit externen Wissensträgern wird ein Denkimplus gesetzt und in weiterer Folge ein Mehrwert generiert. Das führt zu neuen Ideen, Chancen und Geschäftsmodellen, die uns schlussendlich allen einen Nutzen bringen. Dazu fällt mir ein passender Spruch ein: „Keiner weiß so viel, wie wir alle zusammen“. Das birgt viele Chancen in sich – wie das Schaffen neuer
Geschäftsmodelle beispielsweise. Wir sehen das nicht nur als Chance für die unternehmerische Weiterentwicklung, sondern vor allem für unsere Mitarbeiter. Durch die veränderten technischen Rahmenbedingungen ergibt sich eine teilweise völlig neue Arbeitsweise: ‚Lästige‘ Routinetätigkeiten werden durch die ‚Maschinen‘ automatisiert ausgeführt. Der Mitarbeiter erhält dadurch mehr (Denk-) Freiraum und setzt seine Fähigkeiten gezielter ein – in persönlichen Beziehungen oder im Schaffen von Innovationen zum Beispiel. Das birgt die Chance einer persönlichen Weiterentwicklung auf den verschiedensten Ebenen.
Sie setzen den Mitarbeiter klar ins Bild, weil…
…die Maschinen ‚nur‘ die technischen Möglichkeiten anbieten. Der Mensch dahinter ist jedoch viel wichtiger. Er wendet das Programm an und gestaltet die Prozesse. Deshalb sehen wir den Sinn ganz klar in der gemeinsamen Entwicklung. Nur wenn die ‚Reiseroute‘ gemeinsam entsteht und getragen wird, kommen wir auch zum Ziel.